Seit Jahren tauchen immer wieder Artikel über Ghostwriter und ihre Arbeiten auf. Auch wird hier und da mal ein Interview mit einem der akademischen Ghostwriter veröffentlicht und natürlich ist die Berichterstattung nicht zu vergessen, wenn mal wieder aufgedeckt wurde, dass ein prominenter Name seine Dissertation bzw. Abschlussarbeit nicht selber verfasst hat. Eine weitreichende Nachforschung im Bereich der Ghostwriter gab es seit etwa 20 Jahren nicht mehr. Damals hat der Journalist Horst Biallo für sein Buch „Die Doktormacher“ recherchiert. Aber was hat sich in den letzten Jahren geändert und wie sieht die Zukunft der Ghostwriter aus?

Ghostwriter Milieu

Um auf diese und weitere Fragen Antworten zu erhalten hat der Journalist Oskar Piegsa sich ein Jahr lang im Ghostwriter-Milieu aufgehalten, Interviews geführt und ermittelt. Seit Anfang 2014 hat der Journalist europaweit recherchiert u.a. in Berlin, London und Wien. Nicht auf alle Fragen hat der Autor eine Antwort erhalten. Wie viele Personen als Ghostwriter arbeiten, wieviel sie verdienen und wer ihre Kunden sind bzw. wie hoch die Anzahl der Kunden ist, darüber existieren nach wie vor nur Schätzungen.

Preise Ghostwriting im wissenschaftlichen Bereich – Arbeiten wie Hausarbeit- Bachelor-Arbeit oder Diplomarbeit

Doch ist es erstaunlich wie offen, die Ghostwriter-Verantwortlichen wie beispielsweise Marcel Kopper mit ihren Dienstleistungen an die Öffentlichkeit treten. Marcel Kopper ist Gründer und Chef der akademischen Ghostwriter-Agentur „GWriters“. Bekannt wurde der 24-jährige zuvor als Turbostudent, da er in Rekordzeit an einer Privathochschule das Wirtschaftsstudium abschloss. Die Dienstleistungen seiner Agentur beruhen auf das Schreiben von Hausarbeiten, Abschlussarbeiten Dissertationen usw. im Auftrag. Eine 20-seitige Arbeit ist ab 1.348,35 Euro inkl. MwSt. erhältlich. Zu Recht stellen sich die Leser die Frage, ob man Rechtsanwälten oder Ärzten vertrauen kann, die sich ihren akademischen Grad praktisch erschlichen haben. Wenn man Mitarbeiter der Ghostwriter-Branche nach ihren moralischen Bedenken fragt, gab es stets die gleiche Antwort, dass sie darüber nicht groß nachdenken würden. Fest steht, im Ghostwriter-Milieu braucht man ein dickes Fell.

Journalist

Im Gespräch mit Marcel Kopper erfährt der Journalist, dass sich die Agenturen auf die fadenscheinige Erklärung berufen, dass es sich bei ihren Auftragsarbeiten lediglich um Vorlagen oder, wenn man es so sehen will, um sehr teure Nachhilfe handelt. Zur Abgabe seien sie offiziell nicht gedacht. Und dennoch wissen die Ghostwriter ganz genau, dass es sich hierbei nur um eine schwache Ausrede handelt. Denn wer schreibt seine Arbeit schon um, wenn er ein perfektes Exemplar, welches alle Anforderungen erfüllt, vorliegen hat?

 

Durch die Erschaffung dieser Schattenwirtschaft durch ehrgeizige Persönlichkeiten und Unternehmen und der Mangel an gesetzlichen Regelungen, können sich Ghostwriter eine verblüffende Ehrlichkeit an den Tag legen und diese in die Öffentlichkeit transportieren.

 

Der Job der Ghostwriter

 

Ghostwriter sind im Grunde Autoren, die im Auftrag schreiben ohne diese Texte im eigenen Namen zu veröffentlichen.

Zu ihrem Klientel zählen beispielsweise Politiker, die Reden in Auftrag geben, Prominente wie Musiker und Schauspieler, die ihre Biografien geschrieben haben wollen usw. Bisher waren Ghostwriter vor allem für das Verfassen von Memoiren bekannt.

Oftmals wird kein Geheimnis um diese „Arbeitsteilung“ einer prominenter Person und dem Ghostwriter gemacht. Dann wird der Ghostwriter namentlich beispielsweise in der Danksagung erwähnt.

Die Inanspruchnahme von akademischen Ghostwritern wird hingegen nach Möglichkeit verschwiegen. Denn wer seine Hausarbeit oder Abschlussarbeit schreiben lässt, verstößt meistens gegen die Prüfungsordnungen der Universität.

Die Ghostwriter selber werden, nach aktueller Gesetzregelung nicht straffällig, aber der Kunde, der die geschriebene Arbeit als seine eigene ausgibt. Der Auftraggeber kann dadurch sogar seinen Studienplatz verlieren.

Viele Hochschulen verlangen von ihren Prüflingen eine eidesstattliche Erklärung, in der die Studenten versichern die Texte selbstständig verfasst zu haben. Die verschiedenen Ghostwriting-Agenturen wie beispielsweise GWriters komplettieren ihr Angebot indem sie  die passende Vorlage für die Versicherung auch anbieten.

 

Der Kundenfang der Ghostwriter

 

Anders als vor 10 Jahren suchen heute die Ghostwriter-Firmen die Öffentlichkeit. Sie sind im Internet präsent, veröffentlichen sogar eigene Pressemitteilungen, haben eigene Webseiten, sind über kostenfreie Hotline Nummern erreichbar und bieten Kostenvoranschlagsrechner an. Als Zahlungsmethoden werden zumeist PayPal-Zahllungen oder Kreditkarten akzeptiert. Der Konkurrenzkampf zwischen den verschiedenen Ghostwriter-Firmen ist härter geworden und einige Anbieter haben sich dazu entschlossen sogar eine Geld-zurück-Garantie einzuräumen. Unzufriedene Kunden erhalten ihr Geld zurück.

Für Interviewanfragen reichte es für Oskar Piegsa meistens eine E-Mail zu schreiben. Während der Journalist Horst Biallo für seine Recherchen zum Buch noch falsche Namen und gefakte Kundenanfragen benutzen musste und Ghostwriter meistens direkt das Telefon beendeten nachdem sie erfuhren, dass der Anrufer Journalist waren, hatte es Oskar Piegsa bei seinen Nachforschungen relativ einfach.

 

 

In der Gründerzeit

 

Als die ersten Ghostwriter den akademischen Bereich für sich entdeckt hatten, war es noch weitaus mühseliger die Kunden entsprechend auf sich aufmerksam zu machen. Gegenüber Oskar Piegsa erzählte Harald Bahner, einer der Pioniere in diesem Bereich, von den Anfängen der Branche.

Nach seinem Abschluss Anfang der 90er in Berlin erfuhr er durch eine Zeitung vom Job der Ghostwriter und entschied, dass er das auch machen möchte.

Harald Bahner erzählt, dass es in den Anfängen schwer war seine Dienste anzupreisen. Bundesweite Zeitungsannoncen waren sehr kostspielig und zahlreiche Zeitungen lehnten seine Anzeigen ab. Flyer in den Universitäten aufhängen war zeitaufwendig und mühselig. Um weiterhin ein gesicherten Einkommen zu haben, behielt der Ghostwriter vorerst seinen Brotjob als Volkshochschullehrer.

Mit der Durchsetzung des Internets Ende der 90er eröffneten sich für die Ghostwriter ganz neue Möglichkeiten der Kundenaquise. Mit der Einrichtung einer Webseite vermehrten sich auch die Kundenanfragen. Heute ist Harald Bahner ein erfolgreicher Agenturchef mit mehr als 50 Mitarbeiter. Viele dieser Mitarbeiter arbeiten als Nebenjob von zu Hause aus in seiner Agentur.

Während der Agenturchef versichert, dass seine Autoren und Autorinnen nur in Fächern die Arbeiten übernehmen in denen sie Fachkenntnisse vorweisen können. In einem Gespräch mit einer seiner Autorinnen kam eine Fülle verschiedener Schwerpunktthemen auf den Tisch in denen diese Texte verfasst.

Die Mitarbeiter sind im Unternehmen Bahner für das Auftragsschreiben angestellt, der Chef selber fungiert als Geschäftsführer und ist für die beste Platzierung in den Google-Suchergebnisse zuständig. Harald Bahner behauptet ein Internetunternehmen zu haben und ist für die Führung zuständig. Gleichzeitig schwärmt er wie aufregend und spannend das wissenschaftliche Arbeiten sei und keine Frau der Welt mithalten könnte.

 

Der große Boom dank Guttenberg

 

Im Jahr 2011 erfuhr die Ghostwriter-Branche den Boom ihres Daseins. Damals wurde bekannt, dass der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bei seiner Doktorarbeit plagiiert hatte. Auch war vermutet worden, dass der Politiker einen Ghostwriter beauftragt hatte.

Das Thema beherrschte wochenlang die deutschen Medien und war im Grunde der beste Werbefeldzug für die Ghostwriter-Branche. Laut Harald Bahner hatte sich die Anzahl der Kundenanfragen zu dieser Zeit verdreifacht.

Von diesem Marketing profitierte aber nicht nur die Agentur Bahner, sondern auch die Konkurrenz. Zeitgleich entdeckten „zwielichtige Gestalten“ die Branche für sich. Diese bieten mangelnde Qualität und werten damit die gesamte Branche ab.

Harald Bahner hält viel auf Seriosität und ist überzeugt, dass die meisten seiner Konkurrenten nicht als seriös eingestuft werden können. In den letzten Jahren führte er immer wieder Prozesse gegen die Mitbewerber in denen es oftmals darum geht großspurige Werbeaussagen zu unterbinden wie beispielsweise „einer der Marktführer“. Die Gewinn-Verlust-Rate hält sich dabei in der Waage. Mal verlor Bahner, mal gewann er. Der Journalist Oskar Piegsa schätzt die Kosten der Prozesse und Anwälte auf mehrere 10.000 Euro.

Zurzeit bewirbt Bahner seine Agentur mit dem Slogan „König der Ghostwriter im gesamten deutschsprachigen Raum“.

 

Marktanalyse

 

Der Besuch bei Harald Bahner war bereits sehr aufschlussreich. Trotzdem gehen die Recherchen von Oskar Piesga weiter. Einige Monate später wohnt er bei einer Marktanalyse der Agentur Acad Write bei.

Hier sitzen eine Frau und zwölf Männer beisammen und wollen mehr über die zukünftigen Chancen herausfinden. Dabei schnappt der Journalist ein Gespräch zwischen zwei Mitarbeitern auf, das vermuten lässt, dass die Autoren auch in Bereichen schreiben, die sie selber nie studiert haben. Die Agentur Acad Write, die eine der größten, vielleicht auch die größte, Ghostwriting-Agentur Deutschlands ist, behauptet selbstverständlich, dass ihre Autoren nur in Bereichen schreiben in denen Fachkenntnisse vorliegen.

Die Marktforschung besteht in diesem Meeting darin zukünftige Möglichkeiten zu erörtern.

Im Jahr 2014 verteilten sich die Bestellungen bei Acad Write auf 4% Dissertationen, 15% BA-Arbeiten, 19% MA- und vergleichbare Abschlussarbeiten und 26% der Kunden bestellten Haus- und Seminararbeiten. 36% der Aufträge fielen in die Kategorie „Sonstige“.

Für die aktuelle Studie wurden drei Studenten aus verschiedenen Fachrichtungen wie Jura, Kunst und Gymnasiallehramt eingeladen. Ihre Namen bleiben anonym und die Mitarbeiter als auch der Agenturchef selber fangen mit ihrer Befragung an.

Die Fragen richten sich vornehmlich nach den Studienbedingungen. Ist Forschungsliteratur ausreichend vorhanden? Wie empfinden die Studenten das Betreuungsangebot?

Letztendlich stellt der Agenturchef Herbert Jost-Hof eine Knackfrage: „Wie nehmen Sie Ghostwriter wahr?“

Die positive Rückmeldung der Studenten bleibt zunächst aus. Erst als einer der  Ghostwriter eine Art der begleitenden Betreuung ähnlich einem Repetitorium offeriert, erhalten die Agenturmitarbeiter eine breite Zustimmung.

Die Agentur sieht dadurch einen zukünftigen Bedarf an Ghostwritern, die zum Unileben, wie juristische Repetitorien, dazugehören.

 

Verstecken nicht notwendig

 

Aber nicht nur die Bedarfsanalyse ist ein wichtiger Bestandteil des Agenturmarketings von Acad Write. Auch mediale Anwesenheit gehört dazu. Als PR-Profi tritt Thomas Nemet der Agenturgründer immer wieder ins Rampenlicht. Offen und locker ist das Auftreten des 44-jährigen und er schätzt kollegiale Beziehungen. Seine Konkurrenten zollt er Respekt und spricht ausschließlich positiv über diese. Thomas Nemet ist der Ansicht, dass jeder Konkurrent willkommen ist, weil so der Werbeeffekt entsprechend größer ausfällt.

Der Agenturgründer selber sucht regelrecht die Öffentlichkeit, gibt gerne Interviews und auch mit Homestories über seine Person hat er kein Problem. Ziel dieser Präsenz ist es das Dienstleistungsgewerbe Ghostwriter als alltägliche Normalität zu etablieren. Sollte ihm dieses Vorhaben irgendwann gelingen, steht einem weiteren Wachstum der Branche nichts mehr im Weg.

Thomas Nemet gründete seinerzeit die Ghostwriter Agentur Acad Write im Jahr 2004. Vorher war er bei Hausarbeiten24.com als Autor angestellt, strebte aber nach Höherem. Sein damaliger Chef Dirk Bocklage bescheinigt ihm noch heute schriftstellerisches Können.

Auch wenn die Mutter anfangs sehr skeptisch gewesen sei, kann Acad Write heute auf ein erfolgreiches 10jähriges Bestehen zurückblicken. In dieser Zeit hat die Agentur mehr als 8.600 Auftragsarbeiten abgeliefert und mehr als 232 416 Seiten verfasst. Allein für die administrativen Arbeiten beschäftigt die Agentur 6 Mitarbeiter. Die Anzahl der freien Autoren liegt bei etwa 100. Der Jahresumsatz wird auf etwa 2 Millionen Euro geschätzt.

Mittlerweile hat der Agenturchef auch selber promoviert – nicht in Deutschland, sondern in Costa Rica. Auf die Frage warum er promovierte erklärte er, dass Freunde dazu geraten hätten und sich ein Titel besser verkaufen ließe.

Dabei fiel die Wahl auf Costa Rica, weil hier die Ansprüche nicht so hoch waren wie etwa in Deutschland. Er hatte keinen Doktorvater und musste auch nur ein oder zweimal vor Ort persönlich erscheinen. Allerdings ist es sehr kompliziert ausländische akademische Grade in Deutschland anerkennen zu lassen. Um diesen Problemen zu entgehen lebt der gebürtige Deutsche heute in der Schweiz, wo der Titel anstandslos anerkannt wird.

Sein gerade veröffentlichtes Buch „Zur Praxis der Textredaktion – Wissen, Rat und Tipps von Ghostwritern“ haben manche Bibliotheken bereits in ihr Repertoire integriert.

 

Der Weltmarkt und die deutschen Agenturen

 

Am Beispiel der GWriter Agentur zeigt der Journalist Oskar Piesga auf wie schnell ein Firmengeflecht entstehen kann und wie schwierig es doch ist europa- oder gar weltweit Fuß zu fassen.

Die Agentur GWriters wurde zusammen von Marcel Kopper und Robert Grünwald ins Leben gerufen. Während Marcel Kopper gerne für ein Interview bereitstand, möchte Robert Grünwald noch nicht einmal zitiert werden. Oskar Piesga hat den zweiten Mitbegründer persönlich nie kennen gelernt. Auch über Marcel Kopper ist kein offizielles Statement zum Kollegen zu bekommen.

Aber ohne die Story beider Ghostwriter ist eine Dokumentation kaum möglich.

Der Anfang wurde während des gemeinsamen Studiums gemacht. Zusammen überlegten sich die beiden jungen Männer das „Turbostudium“ zu absolvieren. Beide absolvierten ihr Studium deutlich unter der Regelstudienzeit. Damals berichteten zahlreiche Medien über die beiden Überflieger. In dieser Zeit habe Marcel Kopper gelernt, was es heißt ein Unternehmer zu sein.

Bereits während des Studiums hatte Marcel Kopper die ersten Jobs als Ghostwriter für andere Studenten inne. Die Bekanntheit, die ihm das Turbostudium einbrachte nutzte er später um seine eigene Ghostwriting-Agentur bekannt zu machen.

Bevor er hauptberuflich in die Ghostwriter-Branche einstieg, war er als Account Manager und im Management beim Discounter Lidl tätig. Diese Jobs hatte er bereits vor seinem 21. Geburtstag inne. Die Gründe, warum er diese Arbeiten aufgab sind unterschiedlich. Am Geld lag es jedenfalls nicht.

Am 05. Juni 2012 gründeten die beiden Turbostudenten mit einem weiteren Investor die Firma Academic Services. Die Zielsetzung besagte damals, dass man die erste deutsche Ghostwriter-Agentur am Weltmarkt sein wollte. Auf er Internetseite ist der Name GWriters etabliert.

Um sich auch europaweit einen Namen zu machen entschied man sich einen Versuch in Budapest zu wagen. Die Voraussetzungen mit einem niedrigere Lohnniveau, geringeren Versteuerungen und Deutsch als weit verbreitete Fremdsprache schienen ideal.

Des Weiteren strebte Robert Grünwald einen Doktortitel an. In Budapest befindet sich die deutschsprachige Andrássy-Universität. Robert Koch schrieb Ende 2012 eine E-Mail an den Wirtschaftsprofessor und fügte einen Artikel über die Turbostudenten bei. Daraufhin wurde Robert Grünwald in das PhD-Programm der Universität aufgenommen und erhielt ein Promotionsstipendium.

Kurz vor dem Jahreswechsel wurde die Knowlance AG in der Schweiz gegründet. Wer nun auf der Internetseite der Ghostwriter-Agentur ein Angebot anfordert, erhält dieses von der Knowlance AG. Im Handelsregister werden die Namen Kopper und Grünwald nicht genannt. Lediglich ein Mitarbeiter der Treuhand Suisse AG wird namentlich erwähnt. Bereits jetzt scheint das Firmengeflecht von GWriters unübersichtlich zu werden.

Zeitgleich wird versucht das operative Geschäft in Budapest anzukurbeln. Die Ziele sind hoch gesteckt – man will hoch hinaus. Die Webseite ist nun auch, neben Deutsch, in Englisch und Polnisch verfügbar und für den Standort Budapest werden Mitarbeiter gesucht.

Doch im Osten Europas ist die Nachfrage nach Ghostwritern kaum vorhanden. Während im englischsprachigen Markt die Nachfrage wesentlich größer ist.

Die beiden Agentur-Gründer lassen sich von diesem Rückschlag jedoch nicht aufhalten. Es wird ein drittes Unternehmen mit dem Namen Get Assist in Wien gegründet. Welche Funktionen die Firma hat ist allerdings nicht bekannt.

Im Juli 2013 gründen die beiden die GWriters International Inc. in Wilmington, USA. Von nun an wird die Internetadresse der Agentur von dieser Firma geleitet. So umgehen die Geschäftsinhaber mögliche Prozesse vor deutschen Gerichten.

Etwa zur gleichen Zeit wird bekannt, dass Robert Grünwald an der Universität Budapest sich nicht nur das Stipendium erschlichen hat, sondern auch Ghostwriter-Aufträge ausgeführt hat. Daraufhin gab der Beschuldigte das PhD-Programm auf und zahlte die Studiengebühren zurück.

Nach wie vor stammen die meisten Kunden der GWriters aus Deutschland. Die Ansiedlung am Weltmarkt hat bisher nicht funktioniert, ein Umstand der die beiden aber nicht zum Aufgeben bewegt. Sie können ein internationales Firmengeflecht aufweisen und haben bereits ein neues Unternehmen, eine Inkassofirma, gegründet.

 

Der Weltmarkt gehört den englischsprachigen

 

Der englischsprachige Weltmarkt ist weitaus größer als beispielsweise der deutsche. Englisch ist die Muttersprache u.a. an Colleges in den USA, England oder auch Australien. Des Weiteren sind ihre Studenten daran gewöhnt hohe Summen an Studiengebühren aufbringen zu müssen. An diesen Weltcolleges studieren auch immer mehr Ausländer, die kaum der englischen Sprache mächtig sind. Diese Klientel ist ein großer Kundenstamm der Ghostwriter-Agenturen.

Der Markt wird beispielsweise von der englischen Agentur Oxbridge Essays bedient. Hinter blickdicht verklebten Fenstern sitzen die Mitarbeiter in einem anonymen Gebäude und vermitteln Autoren. Dabei betreiben die englischen Ghostwriter noch größere Mühen um Kunden für sich zu gewinnen. So wirbt die Agentur beispielsweise damit ausschließlich Autoren zu beschäftigen, die die besten britischen Colleges abgeschlossen haben. Zu ihren Kunden zählen nicht nur reiche Studenten, sondern z.B. auch Scheichsöhne.

In den USA bieten zahlreiche Agenturen auf ihren Webseiten einen persönlichen Chat mit einem Kundenbetreuer, die beraten und Fragen beantworten.

 

Die Zukunft von Ghostwritern in Deutschland

 

Der Jahresumsatz von Acad Write liegt jährlich bei etwa 2 Millionen Euro, GWrite verdient schätzungsweise 1,5 Millionen im Jahr. Wenn man beide Agenturen zusammen nimmt haben sie bisher etwa 10.000 Auftragsarbeiten geschrieben.

Es wird angenommen, dass etwa 50 Personen in Deutschland, Österreich und der Schweiz hauptberuflich als Ghostwriter arbeiten.

Wenn man diese Zahlen nun in Relation zu den rund 2,7 Millionen Studenten in Deutschland setzt, ist die Ghostwriter-Branche noch immer ein Nischenprojekt.

Nun stellt sich die Frage, ob die Ghostwriter-Branche in nächster Zeit noch weiter wächst.

Marcel Kopper ist der Ansicht, dass sich der Markt zurzeit auf einem Plateau befindet. Um noch weiter hinauf zu steigen müssten weitere exzessive Maßnahmen wie TV-Spots und Flyer in den Universitäten ergriffen werden. Von diesem Werbefeldzug sieht der Agenturchef allerdings ab, da er vermeiden möchte, dass „Ghostwriting“ als akutes Problem zentralisiert wird.